Bitte beachte: In diesem Artikel geht es um die Auswirkungen des Corona-Lockdowns auf deinen Zyklus und deine Periode. Nicht um die Auswirkungen einer Infektion mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2). Fühlst du dich krank, suche eine:n Arzt:Ärztin auf!
Viele Frauen mit denen ich in den letzten Monaten gesprochen habe, erzählen mir von teils deutlichen Veränderungen des Zyklus, der Periode und ihren Beschwerden seit März und dem ersten Corona-Lockdown. Manchen ist es bewusst, anderen wird es im Gespräch klar. Es ist vollkommen normal und auch logisch, dass sich die Coronazeit auf deinen Zyklus, deine Periode und/oder deine Beschwerden wie PMS und Periodenschmerzen auswirken kann.
Bitte beachte, dass es immer ein KANN ist. Es gibt keine allgemein gültig Faustregel, wie sich der Körper verhält. Wenn dich Corona und die Maßnahmen nicht tangieren, können dein Zyklus und deine Periode auch wie immer sein.
Inhaltsverzeichnis
Warum sich Corona auf deinen Zyklus und deine Periode auswirken kann
Zyklus und Periode sind viel mehr als nur Gebärmutter und Eierstöcke. Sie sind Teil eines körperweiten, ausgeklügelten Systems. Und dieses System ist rein auf Fortpflanzung ausgelegt. Auch, wenn du vielleicht keinen Kinderwunsch hast.
In der ersten Zyklushälfte, also ab der letzten Menstruation wenn eine neue Eizelle heranreift, schaut dein Körper, ob eine Schwangerschaft gerade gut machbar ist. Und zwar im Inneren wie im Äußeren. Dein Körper prüft das stetig und wägt ab. Bist du im Überlebensmodus, weil du beispielsweise starke Angst oder unglaublich viel zu tun hast, wartet dein Körper auf bessere Zeiten. So kann es sein, dass deine Periode erst später kommt, weil dein Eisprung einfach später stattfand als sonst. Oder deine Periode bleibt für eine Zeit ganz aus.
Es kann aber auch sein, dass dein Körper entscheidet, lieber schnell einen Fortpflanzungsversuch zu wagen, weil er nicht weiß, ob und wann es das nächste Mal wieder günstig sein wird. Dann kommt deine Periode eher, weil dein Eisprung früher als sonst stattfand.
Unabhängig davon kann sich Corona auch auf deine Beschwerden wie PMS oder Regelschmerzen auswirken. Das hängt von der Veränderung in verschiedenen Bereichen ab, wie deinem Stresslevel, deiner Selbstfürsorge, deinem Ess- und Bewegungsverhalten.
Wie sich Corona konkret auswirken kann
Auf deinen Zyklus
Dein Zyklus kann deutlich länger oder deutlich kürzer sein. Die Zykluslänge ist davon abhängig, wann dein Eisprung stattfand. Die Zeit bis zum Eisprung ist variabel und kann sich unter Umständen auch weit ausdehnen. Die Zeit nach dem Eisprung bis zum Einsetzen der Menstruation ist ziemlich konstant und beträgt zwischen 10 und 16 Tagen. Hat ein Eisprung stattgefunden, bekommst du auf jeden Fall nach spätestens 16 Tagen deine Periode.
Auf deine Periode
Deine Periode kann früher oder später kommen, siehe die Erklärungen im vorigen Absatz.
Die Stärke und die Länge deiner Periodenblutung kann sich auch verändern, und zwar auch wieder in alle Richtungen: mehr oder weniger stark, mehr oder weniger lang. Es gibt auch hier keine Faustregel, da jeder Körper unterschiedlich reagiert.
Und, du ahnst es sicher, auch mögliche Periodenschmerzen können verändert sein.
Auf dein PMS und/oder auf deine Regelschmerzen
Hier wird es interessant: Es gibt erstaunliche Unterschiede, je nach dem, wie sich die persönliche Situation verändert hat. Wenn es deutlich stressiger und angstbehaftet ist, sind Beschwerden wie PMS und Regelschmerzen auch stärker geworden. Sind die eigenen Lebensumstände aber durch den Lockdown entspannter, zwangloser geworden und konnte frau endlich tief durchatmen und sie selbst sein, sind die Beschwerden deutlich zurückgegangen. Selbst bei gefühlt „aussichtslosen“ Fällen, denen bisher kaum etwas geholfen hat. Interessant, oder?
Was dir gerade helfen kann
Sei nett zu dir selbst
Selbstfürsorge, Selbstmitgefühl und Selbstfreundlichkeit sind hier die drei großen Pfeiler. In der aktuellen Situation liegt vieles außerhalb deiner Kontrolle. Du hast vieles einfach nicht in der Hand. Es ist schwer, bringt Einschnitte mit sich. Doch so vertrackt wie es für dich gerade auch sein mag: Sei lieb zu dir. Kümmere dich gut um dich. Denn das liegt in deiner Hand und kann einen großen Unterschied machen, wie du dich fühlst und wie du am Ende aus dieser Situation herausgehst.
Dir fällt es schwer, für dich selbst zu sorgen? Dann habe ich ein paar Ideen für dich!
Nutze deine Ressourcen
Greife auf deine Erfahrungen zurück. Was hat dir in ähnlichen Situationen schon geholfen? Wie kannst du das gerade umsetzen? Was tut dir insgesamt gut? Wie kannst du dir das jetzt geben?
Erstelle gern eine Liste mit den Dingen, die dich unterstützen und dir gut tun. Bringe die Liste da an, wo du sie schnell siehst. Dann kannst du in schwierigen Situationen einfach darauf zurückgreifen.
Gehe in Kontakt mit dir und deinen Bedürfnissen
Mache regelmäßig einen Körper Check In, in dem du dich fragst: Wie geht es mir gerade (körperlich, seelisch, emotional)? Was brauche ich gerade? Wie kann ich mir das geben?
Und dann komm auch wirklich in die Umsetzung. Nur dann nutzt es dir auch was.
Nimm Hilfe an
Ja, richtig gelesen. Hilfe annehmen. Ich weiß, dass es nicht unbedingt immer leicht fällt, vor allem, wenn frau sich sonst auch so durchwurschtelt. Wo kannst du gerade gut Unterstützung brauchen? Wer kann dir was abnehmen? Mit wem kannst du reden?
Wie es weitergeht
Dein Zyklus und deine Periode werden sich an diese neue Situation anpassen. Wenn sich die Zeiten wieder ändern, wie beispielsweise im letzten Sommer, und sich deine Situation auch wieder ändert, werden sich Zyklus und Periode auch wieder ändern. Ob dein Zyklus und deine Periode wieder „normal“, also so wie vorher, werden, kommt darauf an, ob dein Leben auch wieder „normal“ wird. Und ob sich eventuell bestimmte Aspekte der derzeitigen Situation sich langfristig auf dich auswirken, beispielsweise eine Überarbeitung oder eine Existenzangst.
Wertvolle Informationen über deinen Körper, die du aus dieser Zeit mitnehmen kannst
Dein Körper sendet dir viele Signale und Informationen. Wenn du etwas genauer hinschaust, kannst du dieses Wissen für andere mögliche Krisenzeiten nutzen. Auch wenn diese vielleicht kein Lockdown sind, so können Ereignisse wie starker Stress, ein Trauerfall oder ein Umzug deinen Zyklus und deine Periode ganz ähnlich beeinflussen.
Um herauszufinden was sich wie auf deinen Körper auswirkt, helfen dir die folgenden Fragen.
Was genau hat sich an deinem Zyklus oder deiner Periode verändert?
- Zykluslänge: Ist dein Zyklus länger, kürzer oder unregelmäßig geworden?
- Periodenlänge: Ist deine Periode länger oder kürzer geworden?
- Periodenstärke: Ist deine Periode stärker oder schwächer geworden?
- Periodenschmerzen: Hast du verstärkte oder verminderte Periodenschmerzen? Hast du plötzlich Periodenschmerzen, obwohl du sonst kaum bis keine Schmerzen hast?
- PMS: Hast du verstärkte oder verminderte Beschwerden? Welche einzelnen Beschwerden betrifft das konkret?
Was ist an deiner Lebenssituation konkret anders?
Und damit: Was kann diese Veränderungen konkret ausgelöst haben? Schau hier wirklich genau hin und hinterfrage dich.
- Mehrbelastung: Hast du eine Mehrbelastung? Wie sieht diese aus? Jonglierst du Job, Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen? Arbeitest du gerade in deinem Job deutlich mehr?
- Soziale Isolation: Bist du gerade sozial isoliert? Was belastet dich daran konkret? Fehlender Austausch? Fehlende (körperliche) Nähe? Fehlende Geselligkeit?
- Angst: Hast du Angst? Wenn ja, wovor? Vor einer Ansteckung mit dem Virus? Angst um deine Lieben? Existenzangst? Finanzielle Angst?
- Was noch?